Tauchen gilt zwar gemeinhin als Risikosportart, ist jedoch heutzutage dank technischen Fortschritts bei weitem nicht mehr mit den Gefahren verbunden, welche noch vor 20 Jahren als „Grusel¬geschichten“ ihre Runde machten. Ebenso haben sich die Lehrmittel und -methoden stark zum positiven verändert. Gruppen- und Onlineausbildung für Tauchtheorie gehören mittlerweile zum Alltag. Ebenso steht es jedem frei, wo und unter welchen Bedingungen er seine Tauchausbildung beginnen und fortsetzen möchte. Sogenannte „Referral“-Programme ermöglichen die Pool- und Theorieausbildung in der Heimat. Die Freiwasserausbildung kann dann im Urlaub – auch im Ausland – stattfinden.
Möglichkeiten für eingeschränkte Taucher
Grundsätzlich kann jeder Mensch tauchen gehen. Egal ob mit oder ohne Behinderung. Selbst stark eingeschränkte Personen mit Beispielsweise Muskelschwund, hohen Lähmungen (Tetraplegie) oder Blinde können mit entsprechender Hilfe und Vorbereitung tauchen.
Brevetierungen
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Angefangen vom Schnorcheltauchen, welches sicherlich vor allem im Urlaub interessant ist, reicht die Palette der Ausbildung weiter über Try Scuba (Schnupper¬tauchen), Indoor-Diver bis zur professionellen Ausbildung.
Möglich ist dabei die international anerkannte Zertifizierung bis hin zum Advanced Open Water Diver (AOWD). Dieser kann durch verschiedene Spezialkurse wie etwa Nitrox, Nacht und schlechte Sicht, Tieftauchen ergänzt werden.
Auch die Ausbildung zum Tauchlehrer ist trotz möglich.
Hilfebedarf
Entsprechend der jeweiligen Möglichkeiten des Tauchschülers wird im Rahmen einer Ausbildung zunächst geprüft, welche Einschränkungen vorliegen und welche Möglichkeiten zur Kompensation seiner Behinderung derjenige besitzt. Anhand dessen wird eine Stufe / ein Level des Hilfsbedarfs festgelegt. Dieses Level sagt auch aus, welche besonderen Sicherheitsauflagen für den Taucher gelten. Weitere Informationen zu den Einteilungen sind im Bereich „Ausbildungsorganisationen“ zu finden.
Möglichkeiten für nicht eingeschränkte Taucher
Ausbildungsmöglichkeiten
Natürlich haben auch körperlich uneingeschränkte Taucher die Möglichkeit alle Ausbildungsstufen im nicht-professionellen Bereich zu durchlaufen. Ebenso die Ausbildung zum Tauchlehrer bis hin zum Technischen Taucher („Tec-Diver“) ist möglich.
Als ausgebildeter Buddy
Gegenüber dem körperlich eingeschränkten Taucher hat der Buddy besondere Aufgaben. Er trägt, wie jeder Buddy, Verantwortung für seinen Tauchpartner. Je nach Schwere der Behinderung übernimmt er für den Buddy zusammen mit einem zweiten Buddy die Tarierung und Fortbewegung unter Wasser. Im Notfall muss gut reagiert werden. Daher sind sog. „Classified Dive Buddys“ oft Rettungstaucher (Rescue Diver). Bei geringer Einschränkung des Classified Divers ist es möglich, dass jeder jedem helfen kann. Bei größeren Einschränkungen kann der betroffene sich eventuell nur selbst helfen oder bedarf im Notfall der Hilfe eines anderen. Daher wird häufig in 3-er Teams getaucht.
Möglichkeiten als Assistent
Auch wer selbst nicht ins Wasser möchte, kann ein wertvoller Helfer für den Tauchenden sein. Der sogenannte „Surface Assistent“ hilft beim Anlegen und montieren der Ausrüstung, Briefing des Tauchgangs, leitet und übernimmt Ein- und Ausstiegstechniken und hilft beim Transfer. Ebenso zählen Kenntnisse in Herz-Lungen-Wiederbelebung und die Gabe von Sauerstoff im Notfall zu seinen Aufgaben und Fähigkeiten.
Quelle: (I.D.D.A, Surface Assitent, 2014) Assistenzmöglichkeiten laut Kursinhalt „Surface Assistent“
Ausbildungsorganisationen
Die Ausbildung erfolgt nach Standards international anerkannter Tauchsportverbände. Das heißt, mit der abgeschlossenen Ausbildung erhält der Taucher ein Brevet in Form einer Chipkarte. Diese Karte berechtigt ihn weltweit zum Tauchen, auch bei anderen Verbänden. Ein SSI-Zertifizierter Taucher kann auch bei einer PADI-Basis tauchen, da diese die Brevets gegenseitig anerkennen. Die meißten Organisationen gehen so vor.
IDDA – International Disabled Divers Association
Die IDDA (International Disabled Divers Association) ist ein 2009 in Deutschland gegründeter Tauchverband, welcher sich speziell für die Ausbildung von Tauchern mit körperlicher Einschränkung und deren Helfern einsetzt. Die IDDA setzt Richtlinien für den Tauchsport fest und stellt Informationen bereit. Sie entwickelt Trainingsprogramme, gibt Kurse für professionelle und nicht professionelle Taucher und fördert integrative Programme.
Die IDDA unterteilt Tauchschüler und Taucher mit Behinderung in sogenannte „Level“. Also Gruppen, welche einen Hinweis auf den Hilfebedarf des Tauchers geben. Dieses wird beim Aus¬bildungs¬beginn vom Instructor festgelegt und dient vor allem der Sicherheit aller Tauchenden. Es existieren 3 Level mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedingungen, welche nachfolgend näher beschrieben sind.
Quelle: (I.D.D.A, Über uns, 2014) Nach IDDA „Über uns“
Für Level 1 Taucher wird vorausgesetzt:
Voraussetzung: Der Kandidat braucht evtl. geringe Hilfe beim Anziehen der Ausrüstung oder Transfer, taucht aber selbstständig und kann sich und seinem Buddy im Wasser helfen. Bedingung:
Auflagen der medizinischen Untersuchung beachten und ggf. im Brevet eintragen. |
Quelle: (I.D.D.A, Level 1, 2014)
Für Level 2 Taucher wird vorausgesetzt:
Voraussetzung: Der Kandidat hat alle Leistungsanforderungen erfüllt, kann sich in einer Problemsituation helfen aber seinem Tauchpartner nicht. Bedingung:
Auflagen:
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Quelle: (I.D.D.A, Level 2, 2014)
Für
Level 3 Taucher wird vorausgesetzt:
Quelle: (I.D.D.A, Level 3, 2014)
(SSI, Über uns, 2014) Nach SSI „Über uns“
Quelle: (DiveSSI.com, Classified Diving, 2014)
Voraussetzung: Der Kandidat hat die Leistungsanforderungen nicht erfüllt, kann sich und seinem Tauchpartner in einer Problem Situation nicht helfen. Bedingung: Der Kandidat taucht mit mindestens:
Auflagen:
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SSI – Scuba Schools International
SSI (Scuba Schools International) wurde 1970 als
Tauchverband gegründet und unterhält aktuell mehr als 30 Regionalverwaltungen
und ist in mehr als 110 Ländern in über 2.500 Dive Centern und Dive Resorts
international vertreten. Lehrmaterial wird in mehr als 30 Sprachen angeboten.
SSI stellt „Ausbildung, Tauchzertifizierungen und Unterrichtsmaterialien für
Taucher, Tauchlehrer, Dive Center und Resorts auf der ganzen Welt zur
Verfügung“. 5 Brevets für Taucher und 2 für Tauchlehrer entsprechen den
jeweiligen ISO-Normen und dürfen seit 01.06.2010 ein Gütesiegel tragen. Weiterhin ist SSI Gründungsmitglied des RSTC (Recreational Scuba Training Council).
SSI (Scuba Schools International) schreibt zum Thema
„Tauchen mit Behinderung“:
WIR GEBEN MEHR MENSCHEN DIE GELEGENHEIT, WUNDER JENSEITS DER OBERFLÄCHE ZU ENTDECKEN. Körperlich beeinträchtigt zu sein soll den Spaß im Wasser nicht mindern! Dieses Programm soll den Weg für diejenigen, die durch eine Beeinträch-tigung daran gehindert sind, am SSI Open Water Diver Kurs teilzunehmen, ebnen. Melden Sie sich zunächst am Standard Open Water Diver Programm mit einem Classified Instructor an. Sobald der Pool- / Flachwasser-Teil beginnt, werden Sie von Ihrem Classified Instructor bewertet, auf welche der vier Stufen zum Classified Diver Sie die erforderlichen Open Water Skills abschließen können. Stufe 1 Classified Diver erfordert einen zusätzlichen zertifizierten Classified Dive Buddy*. Stufe 2 Classified Diver erfordert zwei zusätzliche zertifizierte Classified Dive Buddys. QuelleStufe 3 Classified Diver erfordert zwei zusätzliche zertifizierte Classified Dive Buddys und einen Classified Dive Instructor. Alle Buddys und Instructors müssen ein spezielles Training für den Umgang mit klassi¬fizierten Tauchern absolviert haben. Level 4 Classified Diver erfordert zwei zusätzliche zertifizierte Classified Dive Buddys und einen Classified Dive Instructor. Alle Buddys und Instructors müssen ein spezielles Training für den Umgang mit klassi¬fizierten Tauchern absolviert haben. Diese Stufe erfordert außerdem mehr Unterstützung mit besonderen Fähigkeiten als die 3. Stufe des klassi¬fizierten Tauchers. * Ein Classified Dive Buddy muss in Diver Stress & Rescue trainiert sein, sowie eine spezielle Ausbildung zum Umgang mit klassifizierten Tauchern absolviert haben. |